Freitag, 11. Februar 2011

Sebastian Fitzek – Die Therapie


Keine Zeugen, keine Spuren, keine Leiche. Josy, die 12-jährige Tochter des bekannten Psychiaters Viktor Larenz, verschwindet unter mysteriösen Umständen. Ihr Schicksal bleibt ungeklärt. Vier Jahre später: Der trauernde Viktor hat sich in ein abgelegenes Ferienhaus auf einer kleinen Insel zurückgezogen. Doch eine schöne Unbekannte spürt ihn dort auf. Sie wird von schizophrenen Wahnvorstellungen gequält. Darin erscheint ihr immer wieder ein kleines Mädchen, das ebenso spurlos verschwindet wie einst Josy. Haben ihre Halluzinationen etwas mit dem Verschwinden seiner Tochter zu tun? Viktor beginnt mit der Therapie der geheimnisvollen Unbekannten, die mehr und mehr zum dramatischen Verhör wird …


Die zwölfjährige Josy leidet unter stärker werden Schüben einer Krankheit, die kein Arzt zu diagnostizieren weiß. Ihr Vater, der Star-Psychiater Dr. Viktor Larenz, versucht alles, um ihr zu helfen, verkauft seine Praxis und sucht mit ihr einen Arzt nach dem anderen auf. Ohne Befund. Schließlich landen sie bei Dr. Grohlke, Larenz wartet im Wartezimmer auf Josy - doch plötzlich ist sie verschwunden und für ihn beginnt ein regelrechter Albtraum. Denn mysteriöser Weise gibt es keinen Anhaltspunkt über ihren Verbleib, weder Sprechstundenhilfe noch Dr. Grohlke selbst wollen das Mädchen überhaupt gesehen haben, kein Entführer meldet sich. Sie bleibt verschwunden.

Vier Jahre später zieht sich Larenz auf die Insel Parkum zurück, um sich durch die Fragen eines Interviews zu kämpfen und damit gleichzeitig die letzten vier Jahre seit dem Verschwinden seiner Tochter aufzuarbeiten. Er fühlt sich innerlich tot, die Ungewissheit nagt an ihm. Da steht plötzlich eine unbekannte Frau vor seiner Tür und will von ihm therapiert werden. Sein Interesse wird geweckt, als sie von ihren Wahnvorstellungen berichtet. Von einem jungen Mädchen, das seiner Tochter ähnelt. Mehr als ähnelt. Zu viele Äußerungen sind verdächtig und so besinnt er, nachzuforschen…

Die Geschichte hat ein sehr hohe Erzähltempo, ist mitreißend und spannend. Und immer wieder überraschend. So oft, dass man es kaum glaubt. Ich habe nur eine (!) Lesepause am Anfang des Romans hinbekommen. Danach hatte es mich so in seinen Krallen, dass ich einfach weiterlesen musste. Mehr Hinweise. Mehr Fragen. Die Neugier wird dermaßen angestachelt, ich hatte keine Chance ;-)

Die 330 Seiten bieten in  60 Kapiteln wahnsinnig gute Unterhaltung. Wo einem sonst das Kapitel einen passenden Punkt zur Pause bietet, ist es hier genau das Gegenteil: Spannungsgeladener Cliffhanger.
Die Spannendste Frage ist nicht, auch wenn der Klappentext es vermuten lässt, was mit Larenz` Tochter geschehen ist. Es geht um Fiktion und Realität, Wahrheit und Wahrnehmung.

Die Ebenen der Geschichte wechseln gekonnt. Fühlt sich der Leser zunächst wie die Begleitung des von Dr. Roth, dem Larenz seine Geschichte erzählt, wechselt doch zunehmend die Perspektive. Denn der Erzähler lässt, nur hier und da, dem Leser etwas mehr Wissen zukommen, als seinem Protagonisten. Misstrauen und Verwunderung regt sich und man stellt Vermutung über Vermutung auf, die sich mit jedem Weiterlesen wandeln, auflösen, verwirren. Bald ist man ebenso auf der Suche nach Antworten, wie der verzweifelte, von einer Erkältung geplagte Larenz. 

Die Auflösung gibt sich wie das Schälen einer Zwiebel. Schichtweise, schmerzhaft und überraschend. Bis zum Kern.

Brillant und äußerst empfehlenswert. Grandios konstruiert. Absolut unvorhersehbar.

10 Kommentare:

  1. Ok, das Buch war echt klasse und ich habe es in einem Rutsch durch gelesen. Aber das Ende fand ich schon ein bisschen an den Haaren herbei gezogen und so "plötzlich", als hätte der Autor keine Lust mehr gehabt, weiter zu schreiben. Nichts desto trotz, brilliant!

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  2. Schon die Rezension liest sich total spannend. Macht Lust auf mehr. ;)

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  3. Hab das auch verschlungen! Mir hat's gefallen!

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  4. Da, schon wieder ein FITZEK! Erst bei Sam, jetzt bei Dir. Langsam aber sicher fange ich an mich zu schämen.. immer noch zu den wenigen Leuten zu gehören, die noch keinen einzigen Fitzek gelesen haben. Aber irgendwie kommen mir ständig andere Bücher dazwischen *seufz*

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  5. Bis auf den "Augensammler" habe ich alle Fitzeks gelesen. "Die Therapie" war mein erstes Buch von ihm.

    Es hat mich auch sofort gepackt, obwohl mir nach 2/3 klar war, wo die Reise hin geht. Aber das macht ja nichts...toll geschrieben ist es in jedem Fall.

    LG

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  6. Fitzek ist einfach nur genial, hab auch gerade meine Vorliebe für ihn entdeckt. muss aber noch viel nachholen, so auch dieses Buch, hat mir meine Tochter schon wärmstens ans Herz gelegt.

    LG Shoushou

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  7. Ach, was bin ich ein Kulturbanause - der Name Fitzek ist mir kein Begriff! :$ Hört sich allerdings wirklich spannend an - ich glaube, hier besteht ein großer Nachholbedarf! ;)

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  8. @ Irina
    Ich fands genial. Man muss das Ende ja nicht mögen. Aberimmehin ist es schlüssig aufgebaut.

    @ Anna
    Danke =)

    @ Laufffrau
    Nächste Woche bekomme ich Nachschub, mal sehen, wie die anderen Fitzeks so sind ^^

    @ Merle
    Das Problem kenne ich ;-) Aber gerade scheine ich wohl eine Thriller-Phase zu haben...

    @ Manu
    Ist nach Der Seelenbrecher mein 2tes von ihm. Ich fand es schön, dass man ja in alle möglichen Richtungen spekulieren konnte.

    @ Shoushou
    Aufpassen, die Bücher springen einen an und lassen einen dann nicht mehr los ;-)

    @ Kat
    Ach was, man kann ja nicht alles kennen und schon gar nicht lesen ;-) Aber definitiv: nachholbedarf!

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  9. Ah, ein Fitzek. Habe schon drei oder vier Bücher von ihm gelesen, war jedes Mal spannend. Darum habe ich deine Rezension hier jetzt auch gar nicht durchgelesen, sondern bin gleich zum Schlusspunkt, zum Fazit runter. Auch die Kommentare hab ich vermieden, zu lesen, ich will mir die volle Spannung erhalten. ;)
    Feinfein.

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  10. Deswegen hab ich auch kaum was von der Handlung erwähnt, mal abgesehen von Klappentext und den Anfängen ;-) bei Thrillern darf man doch nicht die Spannung verderben! Die Kommentare sind übrigens auch Spoilerfrei ;-)

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